TanzGestalten – Hommage an Valeska Gert

Die deutsch-jüdische Ausnahme-Künstlerin Valeska Gert (1892 – 1978) wollte in den 20er Jahren weder klassisch schön wie im Ballett tanzen, noch nach Einheit und Harmonie streben wie Mary Wigman. Sie wollte etwas Neues kreieren: Menschengestalten tanzen! Sie tanzte wie im Rausch und provozierte ihr Publikum bis es sich lautstark empörte.

Ihre revolutionären Ideen legten den Grundstein für den heutigen Ausdruckstanz und das Genre Tanztheater. Sie war eine gefragte Filmschauspielerin drehte mit Renoir, Fellini, Fassbinder u.v.am. Zeitgenossen wie Tucholsky, Brecht und Eisenstein waren von ihr gebannt und inspiriert . Tennessee Williams und Frank Wedekind kellnerten in ihrer Beggar Bar in New York.

“Weil ich die Bürger nicht liebte, tanzte ich die von ihm Verachteten, Dirnen, Kupplerinnen, Ausgeglitschte und Verkommene” schrieb Valeska Gert in ihrer Autbiografie “Ich bin eine Hexe”. Sie übersteigerte das Beobachtete bis es sein Wesen offenbarte, schrieb in ihren Texten über Nazi-Deutschland und ihre ernüchternden Erfahrungen bei der Rückkehr aus der Emigration.

Ihre Kunst stellt den Menschen mit seinen Brüchen und Widersprüchen ins Zentrum. Sie zeigt auf, dass sich im Gewöhnlichen und Offensichtlichen das Ungewöhnliche und Abgründige versteckt. Sie erhebt das gesamte Menschsein zur Kunst – die Hektik im Straßenverkehr und den Orgasmus ebenso wie das Lallen eines Babys und das leise Stöhnen einer Sterbenden.

Angelika Neumann ist Teil des TanzTheaterEutin unter der Leitung der aus Ungarn stammende Choreographin Krisztina Horváth. Gemeinsam erforschten und entwickelten die Choreographin und das Ensemble das Programm TanzGestalten nach Aufzeichnungen von Valeska Gert und ihren Zeitgenossen. Besonders inspirierend sind die original Tonaufnahmen ihrer Lieder und ihre politischen Texte der Nachkriegszeit. Valeska Gert schaute immer auf das Wesentliche im Menschen, deshalb ist sie auch heute noch modern und hoch aktuell.

Choreographie: Krisztina Horváth (Infos unter Zauberflöte)
Darstellerinnen:
Gunda Gravemann-Kamper (Tänzerin), Ruth Speidel von Voss (Tänzerin), Angelika Neumann (Schauspielerin)

Valeska Gert performt Pause. Dieser Tanz ist sinnlich-radikal wie das 1915 entstandene Gemälde Das schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch. Die Pause entspricht als Tanz der geräuschvollen Stille von John Cages musikalischer Komposition 4*33 aus dem Jahr 1952. … Die Pause ist ein fundamentales Statement für alle Künste, die Bewegung sind
Wolfgang Müller

Musiker und Performancekünstler

Valeska Gert um 1920

Aufführungen

29.04.2017 Budapest, CENTER OF MODERN DANCE
17.09.2017 Lübeck, Europäisches Hansemuesum mit GEDOK SH
24.02.2018 Lübeck, KulturRösterei mit GEDOK SH
02.03.2018 Eutin, FilmKunstTheater Binchen mit Kulturbund Eutin
22.09.2018 Jagdschlösschen am Ukleisee, Eutiner Konzertsommer 2018

 

Videos

Die folgenden Videoaufnahmen entstanden bei der Premiere am 29.04.2017 im MOHA Tanzzentrum in Budapest. Die Übersetzung der Titel der verschiedenen Tänze im Vorspann ist nicht immer ganz richtig.

Tanz in Orange

Der Zirkusclown

Die Kupplerin

Die strenge Erzieherin